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Selbsterfahrung

Wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung zum Psychotherapeuten, Lebens und Sozialberater wie auch zum Coach ist die therapeutische Selbsterfahrung. Der Ausbildungskandidat erlebt in der Rolle als Betroffener die Methode und die Wirkung an sich selbst, bevor er sie bei Klienten anwendet. Dadurch erfährt er damit verbundene Gefühle (Hoffnungen, Befürchtungen) und erkennt hinderliche Widerstände und förderliche Mechanismen. Wesentlich ist auch die Beziehungserfahrung in der Rolle des Klienten zum Therapeuten. Für alle hier genannten qualifizierten Ausbildungen gilt therapeutische Selbsterfahrung mit einer vorgeschriebenen Stundenzahl als Zulassungskriterium.

Folgende Fragen werden in der Selbsterfahrung behandelt

  • Die eigene Lebensgeschichte als Voraussetzung der persönlichen Identität begreifen: Wie bin ich der Mensch geworden, der ich heute bin?
  • Welche lebensgeschichtlichen Erfahrungen haben mein heutiges Denken, Handeln und Erleben besonders geprägt?
  • Welche meiner Grundbedürfnisse wurden dadurch erfüllt bzw. frustriert?
  • Welche heutigen Reaktionsbereitschaften, Werte, Schemata resultieren daraus?
  • Aus der Gegenwart heraus Entscheidungen zur Aktualisierung meines Selbst treffen: Wer will, kann, sollte ich sein?
  • Wie will ich meine Gegenwart gestalten – also welche Bedürfnisse leiten mich in meiner jetzigen Lebenswirklichkeit zu welchen Zielen?
  • Womit kann ich das bewirken – also über welche Ressourcen verfüge ich, welche zielführenden Mittel stehen mir zur Verfügung?
  • Was sollte ich gemäß meiner Werte und Ziele denken und tun und was nicht – also welche Verantwortung übernehme ich für mich, die anderen, die Welt?
  • Die eigene Zukunft zielstrebig und entsprechend den eigenen Werten angehen: Wohin führt mich der von mir gewählte Weg?
  • Welche Vision, wie ich zukünftig leben will, leitet mich auf meinem Weg?
  • Welchen wertbezogenen Weg verfolge ich Schritt für Schritt?
  • Woraus schöpfe ich dabei die Kraft, ausdauernd zu bleiben und hartnäckig Barrieren auszuräumen?

In einer berufsbildenden Selbsterfahrung geht es darum, neben einer optimalen Ressourcennutzung bei sich selbst persönliche Handicaps oder Barriere zu erkennen und zu modifizieren, die einer erfolgreichen Ausübung dieses Berufs im Wege stehen könnten.

Quelle: Ubben, B. (2013). Verhaltenstherapeutische Selbsterfahrung (2013). Beltz: Basel.